Angesichts von Kriegen und einer spürbaren „negativen Stimmung“ sowie Frustration in der Bevölkerung, sieht Dekan Volkhard Guth vom Evangelischen Dekanat Wetterau die Kirche in der Pflicht, die Menschen positiv abzuholen. Er bestätigt die verbreitete Resignation: Viele Menschen, besonders Junge, hätten „wenig Hoffnung“ auf eine gelingende Zukunft. Dennoch sei gerade jetzt Weihnachten unverzichtbar.
Guth betont im podcast Conny&Kurt, dass sich die Gesellschaft in diesen Zeiten „Hoffnungslosigkeit gar nicht leisten“ könne. Zwar erscheine die Botschaft vom „Friede auf Erden“ angesichts weltweiter Konflikte unpassend, doch sei sie gerade deshalb das, „was Menschen brauchen“. Dieser allumfassende Friede Gottes („Schalom“) sei nicht lediglich die Abwesenheit von Krieg, sondern die „Wiederherstellung von gerechten Lebensverhältnissen in als ihren Belangen“.
Die Theodizee-Frage, warum ein allmächtiger Gott Kriege zulasse, verneint der Dekan entschieden. Er hält dies für zu einfach gedacht, da der Mensch die ihm gegebene geschöpfliche Freiheit zur Lebensgestaltung in Eigenregie missbrauche. Gott leide vielmehr mit. Die Verantwortlichkeit, das Leben miteinander zu gestalten, sei von Anfang an mitgegeben worden.
Trotz Kommerzialisierung zeige die breite Akzeptanz von Weihnachtsbräuchen, wie etwa beim „Rudel singen“ in Stadien, eine tiefe Sehnsucht nach Besinnlichkeit. Hier sehen Kirchenvertreter „Andockpunkte“ für das Evangelium. Die Menschen singen die Weihnachtslieder dabei „sehr furchtvoll“ und ergriffen mit.
Die Aufforderung des Dekans, die sich auf eine alte Verheißung bezieht, lautet: „seht auf eure Erlösung nah“. Es gelte, das Verbindende zu nutzen und das Zusammenkommen der Familie zu zelebrieren.