Die Lübecker Marienkirche, Deutschlands drittgrößte Kirche, erhebt einen „Erhaltungsbeitrag“ von 5 Euro für touristische Besucher. Pastor Robert Pfeifer spricht bewusst von einem „Erhaltungsbeitrag“ und nicht von „Eintritt“. Es sei ein Beitrag zur Kostendeckung, erläutert Pfeifer im Podcast Conny&Kurt. Dieser Schritt, in kirchlichen Kreisen umstritten, ist laut Pfeifer unerlässlich für Betrieb, Bauunterhalt und das kulturelle Programm des Weltkulturerbes. Die jährlichen Betriebskosten der Marienkirche belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Dem gegenüber stehen Kirchensteuereinnahmen, die mit unter 80.000 Euro verschwindend gering sind. Ein 15 Jahre alter Versuch mit freiwilligen Spenden erbrachte damals nur etwa 30 Cent pro Person, was die Einführung des festen Beitrags nötig machte. Der vom Finanzamt genehmigte „Erhaltungsbeitrag“ fließt ausschließlich in den Erhalt und die Kultur der Kirche. Er betrifft dabei nur Touristen; Menschen mit spirituellem Anliegen zahlen nichts. Die Marienkirche verzeichnet in der Saison monatlich 20.000 bis 30.000 Besucher. Die Akzeptanz dieses Beitrags ist laut Pfeifer hoch, und er sei im Vergleich zu Ländern wie England, wo höhere Beträge üblich sind, moderat.
Derartige Beiträge sind in Deutschland selten und nur für eine Handvoll besucherstarker Kirchen, wie den Berliner Dom, praktikabel. Die Marienkirche steht zudem vor Sanierungen von insgesamt 40 Millionen Euro, wovon 28 Millionen Euro allein für die Raumsanierung vorgesehen sind. Robert Pfeifer favorisiert eine städtische Übernahme solcher Kulturerbe-Kirchen, da die Kirchensteuer den Erhalt dieser riesigen Gebäude allein nicht finanzieren kann. Die Kirchen sind das Gesicht der Stadt; ihr Erhalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Zur Person:
Robert Pfeifer ist seit 2011 Pastor an St. Marien. Er wurde 1968 in Itzehoe geboren, studierte Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg, Oslo und Kiel und war Vikar in der Thomas-Gemeinde in Lübeck. Von 2000 bis 2005 war er Gemeindepastor in Halstenbek (Kreis Pinneberg) und anschließend bis 2011 Gemeindepastor an St. Lorenz in Travemünde. Er ist Beauftragter für Konfirmandenarbeit im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und Mitglied im Arbeitskreis zur Konzeption einer Ordnung für die Arbeit mit Konfirmand:innen in der Nordkirche.
Robert Pfeifer ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats und Mitglied der Synode des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.
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