
Die Autorin und Theologin Sybille Fritsch-Oppermann, die in der Seelsorge, der Akademiearbeit und wissenschaftlich tätig war, hat in ihrem jüngsten Werk „Anderes,“ politische Lyrik versammelt. Der Band erscheint im Geest-Verlag im Rahmen einer geplanten lyrischen Trilogie, deren erster Teil den Dialog zwischen westlicher und östlicher Mystik behandelte.
Fritsch-Oppermann, die ihre Lyrik unter dem Künstlernamen Sybille Fritsch publiziert, beschreibt im Podcast Conny&Kurt ihr neues Buch als eine Reaktion auf die globale Verengung und die „wachsende Melancholie“ in der Spätmoderne. Besonders der Angriffskrieg in der Ukraine habe Deutschland und Europa „über die Maßen durcheinander gewirbelt“ und zur Reflexion angeregt, warum Menschen sich erst dann um Kriege kümmerten, wenn diese vor der eigenen Haustür stattfänden.
Der Titel „Anderes,“ – mit Komma! – sei dabei programmatisch gewählt. Das Komma fungiert als „grammatikalische Metapher“ dafür, dass der Friede auf Erden eine „unvollendete Aufgabe“ sei. Die Autorin lehnt ein Ausrufezeichen ab, da sie es als Theologin als zu „großkotzig“ empfindet, während ein Fragezeichen zu „wankelmütig“ wäre. Das Komma signalisiert, dass der Mensch ständig auf dem Weg sei und nie den Punkt erreichen werde, an dem der Friede vollendet sei.
Die Dichterin ist zutiefst davon überzeugt, dass „Frieden und Freiheit und globale Gerechtigkeit nur im Diskurs zu erreichen sind“. Die Begegnung mit dem Anderen sei der erste Schritt zum Frieden. Für Fritsch-Oppermann dient die Lyrik dabei als notwendiges Medium der Schönheit, ein „dritter Ort“ zwischen Ethik und Dogmatik. Sie ermögliche es, „ganz verfahrene Situationen“ zu besprechen, indem sie sprachliche „Offenheit“ trägt und „zwischen den Zeilen Antworten aus anderer Perspektive zulässt“. Ein Vers aus dem Band lautet: „Ein Friede lagert sich dann in den Unrechtsschluchten und wartet nur auf unsere Einsicht“.
Im Gespräch äußerte sich Fritsch-Oppermann auch zur Friedensdenkschrift der EKD. Sie lobt deren Pragmatismus und Realismus, da die Theologie sich nicht vor realpolitischen Fragen drücken dürfe. Dennoch kritisiert sie, dass die EKD weiterhin von einem Naturrechtsgedanken ausgehe. Globale Ungerechtigkeiten und Kriege müssten jedoch durch positives Recht und Diskurs in Schranken gehalten werden. Sie plädiert in akuten Krisen für eine Situationsethik, in der man in „verantworteter Vorläufigkeit“ handelt, da man die Hände nicht in Unschuld waschen könne: „Egal wie wir handeln, wir werden schuldig“.
Zur Person:
Sybille Fritsch-Oppermann lebt in Hannover und Windheim an der Weser. Gedichte veröffentlichte sie in deutschsprachigen Anthologien seit den Achtzigerjahren. Bisher vier eigenständige Lyrikbände. Zuletzt im Geest-Verlag „Da!“ Gedichte (2024).