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Nach den beiden Treffen in Alaska und Washington bleibt die Frage nach einer echten Friedenslösung für die Ukraine offen. Während ein Treffen in Alaska zunächst eine „Schockstarre“ in Europa und der Ukraine auslöste und Befürchtungen eines Rückfalls ins 19. Jahrhundert aufkommen ließ, da Großmächte über das Schicksal kleinerer Länder entscheiden würden, brachte das anschließende Treffen in Washington eine deutliche Korrektur, so die Einschätzung von Andreas von Schumann, stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Ukrainischen Forums im Podcast Conny&Kurt.
Putins Strategie: Zeit gewinnen und Unterwerfung fordern
Andreas von Schumann betont, dass Putin nur unter massivem Druck der USA nach Alaska kam, die mit verschärften Sanktionen drohten. Russland sei gut vorbereitet gewesen und habe direkt „unannehmbare Forderungen“ formuliert, die eine Lähmung des Prozesses zur Folge hatten. Putins Ziel gehe weit über die Ukraine hinaus, und er habe explizit erklärt, keinen Waffenstillstand machen zu wollen, solange er militärische Erfolge verzeichne. Sein Bestreben sei die Vergrößerung Russlands und die Wiederherstellung seiner „alten Blüte“. Russland sei nicht an einer Störung interessiert, sondern möchte in Ruhe weitermachen und setze weiterhin auf Propaganda, um die Einheit Europas zu untergraben.
Ein Waffenstillstand ist die absolute Grundlage für jegliche Verhandlungen. Ohne ihn seien Friedensverhandlungen „völlig absurd“. Die Ukraine könne Forderungen, wie die freiwillige Rückgabe des gesamten Donbas, nicht akzeptieren, da dies den Westen des Landes schutzlos ließe. Russland stelle Forderungen, von denen es selbst wisse, dass sie unannehmbar seien, um den Anschein von Flexibilität zu erwecken, während das eigentliche Ziel die „Unterwerfung“ der Ukraine sei.
Verbindlichkeit und Konsequenzen: Lehren aus der Geschichte
Ein zentrales Thema ist die Verbindlichkeit eines Friedensvertrages und der Schutz der Ukraine vor weiteren Angriffen. Historisch gesehen hat Russland, insbesondere Putin, Verträge immer wieder gebrochen, darunter das Minsker Abkommen und sogar die 2003 und 2004 persönlich von Putin ratifizierten Grenzverläufe zur Ukraine. Die Ukraine war nach dem Zerfall der Sowjetunion die drittgrößte Atommacht der Welt und gab 1994 im Budapester Memorandum ihre Atomwaffen im Tausch gegen Sicherheitsgarantien von Großbritannien, den USA und Russland ab. Während Großbritannien sich weiterhin auf diesen Vertrag beruft, tun dies die USA nicht in gleicher Weise, und Russland hat ihn eklatant gebrochen.
Um einen künftigen Vertragsbruch zu verhindern, müssen die Konsequenzen für Russland „so hoch sein, dass es ineffizient ist, den zu brechen“. In der Vergangenheit war die Schwäche des Westens, der Vertragsbrüche wie die Annexion der Krim nur milde verurteilte, ein Problem. Erst der Abschuss des malaysischen Flugzeugs führte zu ernsthaften Sanktionen.
Die Rolle der USA und Europas
Die USA an Bord zu halten, ist ein „ganz wichtiges Ziel der europäischen Staaten“, da Europa ohne die USA, insbesondere deren Geheimdienstinformationen, nicht verteidigungsfähig ist und die Ukraine nicht unterstützen kann. Während die USA sich auf den pazifischen Raum konzentrieren wollen und militärische Interventionen in Europa vermeiden möchten, fordern die europäischen Staaten ein schnelles Ende des Krieges und die Einhaltung des internationalen Rechts, um weitere weltweite Konflikte zu verhindern.
Diskutiert werden derzeit auch eine „Paragraph 5-ähnliche“ Vereinbarung für Sicherheitsgarantien und eine „Finnland-Lösung“, bei der Finnland Land abtrat, um seine Unabhängigkeit zu bewahren. Diese Diskussionen zielen auf eine Vereinbarung mit sehr hoher Verbindlichkeit ab, auch wenn der NATO-Paragraph 5 selbst nicht so verbindlich ist, wie viele meinen.
Abschließend betont Andreas von Schumann, dass ein „langer Atem“ und „entschlossener Atem“ gefordert sind, da eine schnelle Lösung des Konflikts unwahrscheinlich ist.
Zur Person:
Andreas von Schumann, Stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Ukrainischen Forums.
Das Deutsch-Ukrainische Forum, 1999 gegründet, um Akteure aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft zu vernetzen, hat sich seit 2014 und insbesondere seit 2022 stark auf humanitäre Hilfe und Soforthilfe konzentriert. Ihr Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Vorbereitung des Wiederaufbaus der Ukraine und der Stärkung der Kooperation zwischen deutschen, europäischen und ukrainischen Unternehmen. Dies beinhaltet die Unterstützung bei der provisorischen Reparatur zerstörter Infrastruktur, aber auch die Förderung wirtschaftlicher Entwicklung und der Schaffung von Einkommen. Das Forum organisiert Reisen für deutsche Unternehmen in die Ukraine und arbeitet eng mit lokalen Institutionen zusammen, um Kontakte zu knüpfen und das große Potenzial der Ukraine, beispielsweise im Bereich Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit, zu nutzen.
Sicher hat die Stadt Frankfurt ihren Ehrenbürger Albert Schweitzer nicht ganz vergessen. Nur gesprächsfähig war man nicht. Die Pressesprecherin des Kulturamtes Hanna Immich fand weder im Institut für Stadtgeschichte noch im Historischen Museum einen Interviewpartner:in für den Podcast Conny&Kurt.
Albert Schweitzer hatte eine intensive Beziehung zur Mainmetropole. 1959 erhielt er die Ehrenbürgerrechte der Stadt Frankfurt. Er erhielt außerdem 1928 den Goethepreis der Stadt, sprach 1932 im Opernhaus anlässlich des 100. Todestages Goethes. Ebenso hielt er die Laudatio auf Thomas Mann am 28. August 1949 in der Paulskirche als dieser den Goethepreis in Empfang nehmen durfte. Und ja, er gab in zahlreichen Kirchen Frankfurts Orgelkonzerte und sammelte so für sein Krankenhaus in Lambarene.
Sein Motto „Ehrfurcht vor dem Leben“ bleibt hochaktuell.
Als Pfarrer, Theologe, Mediziner und Musiker war Schweitzer ein Universalgenie. Nach seinen Studien entschied er sich, sein Leben in den Dienst des Nächsten zu stellen, gründete und baute in Lambaréné ein Krankenhaus auf. Sein Alltag dort war eine Synthese aus medizinischer Versorgung, Bauarbeiten und intensiver Gelehrsamkeit; nachts verfasste er dicke Bücher, wie sein Werk über Johann Sebastian Bach. Dieser selbstlose Einsatz entsprang seiner tiefen christlichen Überzeugung und fasziniert bis heute. Übrigens genoss Schweitzer hohe Anerkennung in der DDR, wie Andreas Porzig im Podcast berichtet.
Schweitzers Lehren sind aktuell wie nie. Sein energischer Kampf für die Abschaffung von Atom- und Kernwaffen, die er als völkerrechtswidrig brandmarkte, gewinnt in der heutigen geopolitischen Lage neue Dringlichkeit. Zudem betonte er die Liebe und Nächstenliebe zu allen Menschen. Sein Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben“ weitete er auf Tiere und Pflanzen aus, was ihn zu einem frühen Vordenker der Nachhaltigkeit und der Klimakrise macht.
Obwohl Schweitzers Präsenz in der Öffentlichkeit nach seinem Tod abnahm, wird sein Erbe weiterhin gepflegt. Das Krankenhaus in Lambaréné ist bis heute medizinisch bedeutsam. Das Albert-Schweitzer-Zentrum in Offenbach bewahrt sein Werk und bietet Dauerausstellungen an. Eine Wanderausstellung ist im September in der Frankfurter Gethsemanekirche geplant. Erst kürzlich wurde ein Albert-Schweitzer-Oratorium in Frankfurt uraufgeführt. Schweitzer bleibt ein Vorbild für authentisches Handeln und persönlichen Einsatz, dessen facettenreiches Leben – musikalisch, theologisch, anekdotisch – zur Auseinandersetzung einlädt.
Professor Reimer Gronemeyer, Soziologe, Theologe und Autor des Buches „Die Abgelehnten“, kritisiert, dass Altersdiskriminierung oft unterschätzt wird. Er definiert sie als eine tiefe, gesellschaftliche Benachteiligung, die nicht immer offensichtlich ist. Während die Debatte oft die Jungen zugunsten der Boomer benachteiligt sieht, warnt Gronemeyer vor einem „An den Randschieben“ der Alten, beispielsweise durch unbezahlbare Pflegeheimplätze.
Die Gesellschaft sei jugendlich geprägt, wodurch die Alten ihren traditionellen Wert als Träger von Wissen und Erfahrung verloren haben. Die Digitalisierung mache Ältere zu ständigen „Schülern“. Dies führe zu einem immer tieferen Bruch zwischen Jung und Alt, der beiden Generationen schade. Die Vorwürfe der Jugend an die Generation der Babyboomer bezüglich der Klimakrise und des Festhaltens an Führungspositionen seien völlig gerechtfertigt, da „alte weiße Männer“ maßgeblich an den heutigen Krisen beteiligt sind. Dieser Konflikt äußere sich auch in einer „giftigen“ Haltung gegenüber den Alten, da sie als Verursacher und Ressourcenverbraucher wahrgenommen werden.
Gleichzeitig sind traditionelle Begegnungsräume wie Kirchen, Parteien und Nachbarschaften zerbrochen, was zu Einsamkeit und Singularität führt. Die Rentendiskussion, in der sich die Generationen gegenseitig Vorwürfe machen, zeige diesen Gegenläufigen Konflikt deutlich.
Gronemeyer fordert einen gesamtgesellschaftlichen Austausch und betont, dass die Lösung nicht von Kabinetten, sondern von den Bürgern selbst kommen muss. Die Krisen müssten gemeinsam bewältigt werden. Die Kirchen könnten eine Rolle spielen, indem sie sich den wirklichen Nöten und Ängsten der Menschen widmen. Wichtiger sei es, gemeinsame Sehnsüchte zu erkennen und Wege zur Überwindung von Erschöpfung durch Stress zu finden, statt sich gegenseitig zu beschuldigen. Ein Lebensstil mit weniger Geld sollte als Chance begriffen werden.
Entscheidend sei die Wiederbelebung des Alltags durch bürgerschaftliches Engagement, etwa solidarische Landwirtschaft, und das Zurückerobern von Städten, Straßen und Plätzen durch Jung und Alt gemeinsam. Der Verlust lokaler Geschäfte, einst wichtige soziale Treffpunkte, verschärfe die Einsamkeit. Gronemeyer bleibt optimistisch: Es gebe bereits viele aufblühende kleine Gruppen, die alternative Lebensweisen praktizieren und Generationen zusammenbringen. Ziel sei ein intergenerationelles Miteinander, das jeden Einzelnen, unabhängig vom Alter, wertschätzt.
Zur Person
Reimer Gronemeyer studierte zunächst evangelische Theologie. 1971 wurde er mit einer Arbeit zu den Paulusbriefen promoviert und war danach Pfarrer in Hamburg. Danach studierte er Soziologie und wurde 1973 mit einer Arbeit zu Fragen der betrieblichen und gesellschaftlichen Partizipation promoviert.
Seit 1975 ist er Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Fragen des Alterns in der Gesellschaft.
Der wöchentliche Podcast Conny&Kurt dreht sich diesmal um ein einzigartiges Audiowalk-Projekt des Künstlers Kai Fischer, das Kinder und Senioren zum Thema Tod und Leben miteinander ins Gespräch bringt. Das Projekt beinhaltet intergenerationelle Workshops und Interviews, deren gesammelte Audioschnipsel über QR-Codes auf einem Friedhof abgerufen werden können. Ziel ist es, verschiedene Perspektiven auf das Sterben zu ermöglichen und Ängste abzubauen, indem der Friedhof als Ort des Nachdenkens und der Begegnung neu belebt wird.
Der Hamburger Künstler Kai Fischer hat ein einzigartiges Projekt realisiert: einen intergenerativen Audiowalk, der Kinder und Senioren zum offenen Dialog über Leben und Tod anregt. Die besonderen Audioinhalte, abrufbar via QR-Codes auf dem Friedhof Bargtehheide, laden Besucher:innen ein, sich während eines Spaziergangs mit existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. Fischer, ein erfahrener Kindertheatermacher, identifiziert den Tod als spannendes Thema an der Schnittstelle von Kinder- und Erwachsenenwelten. Während Kinder den eigenen Tod kaum imaginieren und sich eher um den Verlust von Familienmitgliedern sorgen, reflektieren Senioren tiefer über das eigene Sterben.
Die Projektentwicklung begann mit vorbereitenden Workshops in der Schulklasse der Stufe 2 und Seniorengruppen mit theater-pädagogischen Methoden. So wurde etwa die gemeinsame Beerdigung eines Schmetterlings genutzt, um das Thema spielerisch zugänglich zu machen. Diese interaktiven Ansätze förderten den Austausch und führten zu teils humorvollen Antworten auf Fragen wie „Was möchtest du in den Himmel mitnehmen?“ – Kinder wählten bunte Pferde, Senioren Fotoalben.
Basierend auf Einzelinterviews entstand eine Audiospur mit zehn zentralen Fragen, darunter „Wie stellst du dir den Himmel vor?“ oder „Hast du Angst vor dem Tod?“. Dieses multiperspektivische Audioformat, obwohl online verfügbar, entfaltet seine größte Wirkung beim Hören auf dem Friedhof, da die Umgebung die Reflexion über die Inhalte intensiviert.
Interessant waren die sich überschneidenden, aber auch konträren Ansichten. Kinder hatten oft ein klares, medial geprägtes Himmelsbild, während Senioren dies meist ablehnten, aber dennoch an eine Seele oder ein „Weitergehen“ nach dem Tod glaubten. Tröstliche Himmelsvorstellungen gaben Kindern Geborgenheit und nahmen die Angst.
Trotz der Relevanz des Themas gab es Vorbehalte bei einigen Eltern, die ihre Kinder nicht mitmachen ließen. Fischer betont jedoch die Notwendigkeit, Kinder mit dem Tod nicht allein zu lassen, gerade angesichts globaler Ereignisse. Das Projekt, das in zwei Monaten rund 200 Abrufe verzeichnete, wird von der Friedhofsverwaltung positiv aufgenommen, da es Friedhöfe als Orte der Ruhe und Begegnung neu belebt. Das Projekt unterstreicht den Wert des offenen intergenerativen Dialogs über den Tod.
Die Lübecker Marienkirche, Deutschlands drittgrößte Kirche, erhebt einen „Erhaltungsbeitrag“ von 5 Euro für touristische Besucher. Pastor Robert Pfeifer spricht bewusst von einem „Erhaltungsbeitrag“ und nicht von „Eintritt“. Es sei ein Beitrag zur Kostendeckung, erläutert Pfeifer im Podcast Conny&Kurt. Dieser Schritt, in kirchlichen Kreisen umstritten, ist laut Pfeifer unerlässlich für Betrieb, Bauunterhalt und das kulturelle Programm des Weltkulturerbes. Die jährlichen Betriebskosten der Marienkirche belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Dem gegenüber stehen Kirchensteuereinnahmen, die mit unter 80.000 Euro verschwindend gering sind. Ein 15 Jahre alter Versuch mit freiwilligen Spenden erbrachte damals nur etwa 30 Cent pro Person, was die Einführung des festen Beitrags nötig machte. Der vom Finanzamt genehmigte „Erhaltungsbeitrag“ fließt ausschließlich in den Erhalt und die Kultur der Kirche. Er betrifft dabei nur Touristen; Menschen mit spirituellem Anliegen zahlen nichts. Die Marienkirche verzeichnet in der Saison monatlich 20.000 bis 30.000 Besucher. Die Akzeptanz dieses Beitrags ist laut Pfeifer hoch, und er sei im Vergleich zu Ländern wie England, wo höhere Beträge üblich sind, moderat.
Derartige Beiträge sind in Deutschland selten und nur für eine Handvoll besucherstarker Kirchen, wie den Berliner Dom, praktikabel. Die Marienkirche steht zudem vor Sanierungen von insgesamt 40 Millionen Euro, wovon 28 Millionen Euro allein für die Raumsanierung vorgesehen sind. Robert Pfeifer favorisiert eine städtische Übernahme solcher Kulturerbe-Kirchen, da die Kirchensteuer den Erhalt dieser riesigen Gebäude allein nicht finanzieren kann. Die Kirchen sind das Gesicht der Stadt; ihr Erhalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Zur Person:
Robert Pfeifer ist seit 2011 Pastor an St. Marien. Er wurde 1968 in Itzehoe geboren, studierte Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg, Oslo und Kiel und war Vikar in der Thomas-Gemeinde in Lübeck. Von 2000 bis 2005 war er Gemeindepastor in Halstenbek (Kreis Pinneberg) und anschließend bis 2011 Gemeindepastor an St. Lorenz in Travemünde. Er ist Beauftragter für Konfirmandenarbeit im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und Mitglied im Arbeitskreis zur Konzeption einer Ordnung für die Arbeit mit Konfirmand:innen in der Nordkirche.
Robert Pfeifer ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats und Mitglied der Synode des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.
Die Band Habakuk, eine prägende Kraft im Bereich des Neuen Geistlichen Liedes, feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Anfänglich begegnete man dieser Musik im Gottesdienst mit großer Skepsis. Ihre musikalische Neuausrichtung mit popmusikalischen Arrangements stieß zunächst auf Widerstand, insbesondere bei klassisch orientierten Kirchenmusikern, die das neue Liedgut als „entsetzlich entstellt“ beschrieben. Unter der Leitung von Eugen Eckert, der auch als „Urgestein“ und treibende Kraft der Band bezeichnet wird, entstand Habakuk aus der offenen Jugendarbeit der Gethsemane-Gemeinde in Frankfurt. Die Band, die anfangs in einem Kellerraum im Evangelischen Stzadtjugendpfarramt beheimatet war, erhielt früh finanzielle Unterstützung vom Evangelischen Regionalverband und Pfarrer Martin Jürges.
Interessanterweise fand Habakuk in der katholischen Kirche frühzeitig mehr Akzeptanz und Förderung. Die Öffnung durch das Zweite Vatikanische Konzil für neue Lieder in Landessprache und mit neuen Melodien schuf eine größere Aufbruchstimmung. Eugen Eckert pflegte Freundschaften mit katholischen Kirchenmusikern wie Winfried Heurich und wurde sogar als „evangelisches U-Boot“ in katholische Arbeitskreise berufen. Diese Zusammenarbeit führte dazu, dass Habakuk heute mit deutlich mehr Titeln im katholischen „Gotteslob“ vertreten ist als im „Evangelischen Gesangbuch“.
Musikalisch hat sich die Band stetig weiter entwickelt. Eugen Eckert hat inzwischen rund 2000 Lieder geschrieben und arbeitet mit etwa 30 Musikern zusammen. Habakuk integriert heute nicht nur Posaunenchöre und Orchester in ihre Auftritte, was die Musik „ganz richtig aufblühen“ lässt, sondern hat auch 12 Oratorien mit Thomas Gabriel komponiert, die Jazz-, Pop- und Rock-Elemente vereinen. Diese musikalische Weiterentwicklung hat letztlich zu einer breiteren Anerkennung geführt.
Für die Zukunft setzt Habakuk auf eine starke digitale Präsenz. Viele Titel sind seit dem 1. Mai dieses Jahres auf Spotify verfügbar. Zudem wird ein Jubiläumsbuch erscheinen, das die 50-jährige Geschichte anhand von Stories, Bildern und Liedern, die über QR-Codes zugänglich gemacht werden, erzählt. Eugen Eckert bekräftigt die Mission der Band, die Liturgie mit inklusiver, nicht-patriarchaler Sprache zu modernisieren und sie für Gemeinden singbar zu gestalten. Gleichzeitig soll aber auch Raum für musikalische „Austobungen“ bleiben, in denen die Stärke der Bandmusiker gezeigt werden kann. Die Bandmitglieder, allesamt Profimusiker, sind entschlossen, weiterhin Musik zu machen. Sie bleiben ihrem Credo treu, dass ein Lied eine „gute Melodie“ haben muss und lehnen eine Anpassung an kurzlebige Trends wie Rap ab.
Das Jubiläumskonzert findet am 7. September um 17 Uhr in der Evangelischen Markuskirche in Offenbach statt
Die Zahlen sind alarmierend: Antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein haben sich von rund 120 im Jahr 2023 auf 588 im Jahr 2024 vervierfacht. Viele Jüdinnen und Juden trauen sich aus Angst nicht mehr, ihre Identität offen zu zeigen. Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes Schleswig-Holstein, Gerhard Ulrich, beschreibt im Podcast Conny&Kurt Antisemitismus als ein „hartes“ und „immer zunehmendes“ Problem. Er definiert Antisemitismus gemäß der von der Bundesregierung anerkannten Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) als eine Form von Hass, der sich gegen Juden richtet, weil sie Juden sind. Dieser Hass äußert sich vielfältig, von körperlichen Übergriffen, Beleidigungen und Verschwörungserzählungen bis zu konkreten Aktionen wie dem Angeben von Adressen jüdischer Mitbürger.
Ulrich differenziert zwischen „linkem“ Antisemitismus (der Israel-Kritik mit der Verantwortlichmachung von Juden für israelische Regierungsentscheidungen verbindet), „rechts außen“ (der alte Vorurteile bestätigt) und „importiertem“ Antisemitismus (der aus Ländern kommt, in denen das Existenzrecht Israels geleugnet wird).
Das Wiederaufleben uralter Vorurteile erklärt er mit der zunehmenden Komplexität der Welt und der Suche nach Sündenböcken. Insbesondere die Corona-Pandemie (mit Verschwörungsmythen wie „Weltjudentum“) und der Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 haben antisemitische Vorfälle verstärkt. Jüdische Bürger in Schleswig-Holstein leiden darunter, für Israels Handlungen verantwortlich gemacht zu werden, wobei der ursprüngliche Hamas-Terror oft ausgeblendet wird. Ulrich betont, dass nicht jede Kritik am Staat Israel antisemitisch ist; eine Grenze sei jedoch überschritten, wenn Israels Existenz- oder Selbstverteidigungsrecht geleugnet oder Juden insgesamt dämonisiert werden. Die hier lebenden Juden seien nicht für die Politik Israels verantwortlich. Das Bundesverfassungsgericht hat zudem geurteilt, dass Antisemitismus nicht unter Meinungsfreiheit fällt.
Als primäre Gegenmaßnahmen nennt Ulrich Bildung und Begegnung. Schulen und Kindergärten müssen Demokratiebildung und den Abbau von Vorurteilen fördern. Positive Beispiele sind die langjährige christlich-jüdische Zusammenarbeit der Kirchen und Sportverbände, die Austauschprogramme mit Israel unterhalten. Ulrich fordert verpflichtende Gedenkstättenbesuche für Schülerinnen und Schüler, um die Erinnerungsarbeit zu stärken.
Auch das Bewusstsein für gemeinsame kulturelle und religiöse Wurzeln, etwa in Sprache und Musik, soll geschärft werden. Gemeinsame Feste wie das Aufstellen eines Hanukkah-Leuchters neben dem Weihnachtsbaum können jüdisches Leben sichtbarer machen und Vorurteile abbauen. Der Kampf gegen Antisemitismus erfordert ständige Anstrengungen und viel Unterstützung.
Zur Person:
Landesbischof em. Dr. h.c. Gerhard Ulrich ist seit 2022 Schleswig-Holsteins Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus
Netzwerke sind auch in der sozialen Arbeit unerlässlich. Im Podcast Conny&Kurt wird die Bedeutung von Netzwerkarbeit im Kontext kirchlicher und zivilgesellschaftlicher Initiativen in der Wetterau aufgezeigt. Wolfgang Dittrich, Referent für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Wetterau, erörtert seine Rolle bei der Koordination verschiedener Akteure, wie dem Nachhaltigkeitsnetzwerk „Wetterau im Wandel“ und der „AG Flüchtlingshilfe“. Er betont die Wichtigkeit von Vertrauen, Wissensaustausch und gemeinschaftlichem Handeln, um gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. Ein zentrales Thema ist auch die Rolle der Kirche als Moderator und Brückenbauer in gesellschaftlichen Debatten, beispielsweise im Bodenschutz oder bei der Stärkung der Demokratie, indem sie Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zum Dialog zusammenbringt.
Während der Kieler Woche erörtern Conny&Kurt in ihrem Podcast die Stimmung in Deutschland. Es scheint sich zu drehen. Ein psychologisch bedingtes Fünkchen Hoffnung keimt durch die neue Regierung auf, obwohl die wirtschaftlichen Zahlen weiterhin schlecht sind. Die Sehnsucht, aus dem „Tal der Tränen“ herauszutreten, ist groß.
Allerdings stehen große Zumutungen bevor, insbesondere in Bereichen wie Pflege, Gesundheit und Rente. Die beiden Podcaster erwarten Einkommensverluste. Die beiden unterstreichen die Sehnsucht nach Optimismus und klarem Ausblick inmitten von Unsicherheiten. Trotz dieser Herausforderungen und der Notwendigkeit von Realismus brauchen die Menschen Hoffnung.
Oberkirchenrätin Petra Knötzele, Leiterin der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), betont beim Umgang mit sexualisierter Gewalt den Dreiklang aus Prävention, Intervention und Aufarbeitung. Knötzele fordert eine bessere Ausstattung von Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendämtern und träumt von einem „Verdachtsregister“, um Tätigkeitsuntersagungen effektiver umsetzen zu können. Heute kann ein unter Verdacht stehender Mitarbeiter, der etwa in der Kita freigestellt wurde, problemlos den Arbeitgeber wechseln. Und dann eben wieder in einer Tageseinrichtung für Kinder arbeiten. Durch klare Regeln, Schulungen und der Pflicht zur Vorlage erweiterter Führungszeugnisse will die EKHN den notwendigen Schutz sicherstellen. Außerdem wurde ein Beschwerdeverfahren implementiert.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) engagiert sich seit Jahrzehnten gegen Missbrauch und sexualisierte Gewalt. Oberkirchenrätin Petra Knötzele, betont, dass das Thema Prävention bereits in den 1990er Jahren wichtig war beispielsweise in der Ausbildung von Ehrenamtlichen.
Die Prävention zielt darauf ab, Gewalt vorzubeugen, indem sie Sensibilisierung, Wissensvermittlung und die Sicherung hoher Qualitätsstandards durch gut qualifiziertes Personal fördert. Hierzu gehören klare Regeln und sexualpädagogische Konzepte, beispielsweise in Kitas, die Vermittlung der Kinderrechte und die Aufklärung über angemessenes Verhalten.
Intervention greift bei Verdachtsfällen: Klare Regeln, Freistellung der beschuldigten Person und unabhängige Beratung für Betroffene, deren Anwaltskosten von der EKHN übernommen werden, sind Standard. Eine Strafanzeige wird in jedem Fall erstattet, wenn von weiteren Betroffenen ausgegangen werden muss, ansonsten entscheidet dies die geschädigte Person selbst, da solche Verfahren viele Jahre dauern können. Dies belastet die Betroffenen.
Aufarbeitung beleuchtet systemische Ursachen wie Unterbesetzung oder auch „Haltungsfragen“, etwa ein „Familiengefühl“, das Interventionen behindern kann, indem Situationen verunklart werden („der macht sowas nicht“).
Die EKHN hat ein Gewaltpräventionsgesetz etabliert, das klare Zuständigkeiten festlegt. Es fordert von allen Personen, die mit Schutzbefohlenen arbeiten, erweiterte Führungszeugnisse, obligatorische Schulungen und Selbstverpflichtungserklärungen. Besondere Leitlinien existieren für Berufsgruppen wie den Pfarrdienst und die Kirchenmusik, wo besondere Nähe- und Abhängigkeitsverhältnisse bestehen. Auch die Freizeitarbeit mit Übernachtungen wird aufgrund potenzieller Gefährdungen intensiv betrachtet und erfordert Schutzkonzepte, die transparente Regeln festlegen, etwa für Dusch- und Schlafbereiche. Ein „Heimprojekt“ der EKHN befasste sich mit ehemaligen Heimkindern aus der Nachkriegszeit (1945-1975) und erstellte ein „Heimkataster“ kirchlicher und staatlicher Einrichtungen. Die Erfahrungen reichten von Gewalt und Vernachlässigung bis hin zu liebevoller Betreuung.
Knötzele stellt klar, dass der Vorwurf, die EKD oder Landeskirchen hätten bei der Forum-Studie Personalakten zurückgehalten, ungerechtfertigt sei. Die Studie basiere auf Fragebögen, die von den Kirchen selbst ausgefüllt wurden, und die Forschenden hatten keinen direkten Zugriff auf Akten gewünscht. Personalakten gäben auch selten Aufschluss, da Taten oft im Verborgenen stattfänden.
Die EKHN erhält über 100 Hinweise, die sich nicht alle auf die eigene Kirche beziehen oder strafrechtlich relevant sind, sondern oft Vorstufen, wie etwa verbale Übergriffe, betreffen. Während Pädophilie als krankheitsbedingte Problematik nur eine sehr kleine Gruppe ausmacht und die EKHN hier mit Initiativen wie „Kein Täter werden“ kooperiert, liegt das Hauptproblem im verhaltensbedingten Missbrauch von Macht und Aggression, gepaart mit Leugnung der Täter.
Ein großes Problem ist die „wahnsinnige Verunsicherung“ von Pädagogen und Pfarrpersonen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die dazu führt, dass Sexualpädagogik kaum noch stattfindet. Die EKHN begegnet dem mit umfassenden Präventionskonzepten, Schulungen und regionalen Präventionsbeauftragten, um Fachkräften die nötige Reflexion und klare Verhaltensstandards zu vermitteln.
Zur Person:
Petra Knötzele ist Oberkirchenrätin in der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Sie ist Ansprechpartnerin bei Verdachtsfällen auf sexuelle Gewalt und hat das Projekt „Aufarbeitung der Heimkinderschicksale in der Nachkriegszeit“ geleitet.